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Konferenz-Bericht über „Towards ‘National Rejuvenation’: Sun Yat-sen’s Vision for China Revisited.“
Anlässlich des 100. Todestags von Sun Yat-sen am 12. März 1925 lud das China Center am 7. März 2025 zur Konferenz Towards ‘National Rejuvenation’: Sun Yat-sen’s Vision for China Revisited ein.
Die Tagung bildete zugleich die Kick-off Konferenz des Projekts China Knowledge Network Germany (CKN Germany), das von der VolkswagenStiftung gefördert wird. Mit ihr wurde die neue Workshop-Reihe China in der Welt eröffnet, die bis 2027 an verschiedenen Hochschulstandorten in Deutschland stattfinden wird. Die beteiligten Einrichtungen sind im Verbund der Chinazentren an den Deutschen Hochschulen (VdCH) zusammengeschlossen.
Im Mittelpunkt der Kick-off Konferenz stand die Frage, wie sich das Denken und Wirken Sun Yat-sens, des Gründervaters der Republik China, aus heutiger Perspektive einordnen lässt. Wenn schon die von Mao Zedong geprägten Gründungsjahre der Volksrepublik China aus heutiger Sicht zur „grauen Vorzeit“ gehören, so gilt das erst recht für die chinesische Revolution von 1911 und die frühen Jahre der Republik, die im öffentlichen Diskurs oft wenig Beachtung finden. Dem wollte die Konferenz entgegenwirken.
Die etwa 40 Teilnehmenden erhielten in einem angenehmen und entspannten Rahmen acht sich ergänzende Beiträge. Alle unterstrichen die Aktualität und die langfristige Wirkung der vieldeutigen Vorstellungen Sun Yat-sens zur chinesischen Republik und Nation sowie seiner pragmatischen Konzepte für die nationale Entwicklung.
Der approbierte Arzt Sun, ein versierter politischer Kommunikator, der sich mühelos im Englischen und Japanischen bewegte, verbrachte zwei Jahrzehnte oft klandestin als Exilant und Agitator in Übersee. Wie konnte ein solcher Wanderer zwischen den Welten die Revolution Chinas mit einleiten? Das Erlebnis der konsequenten Modernisierung Japans, seine vier Aufenthalte in den USA und schließlich die Zusammenarbeit mit der jungen Sowjetunion prägten auf unterschiedliche Weise seine Ideen zur Erneuerung Chinas.
Dem Zeitgeist entsprechend unterschätzte Sun die Sprengkraft des multiethnischen Erbes des chinesischen Kaiserreichs unter mandschurischer Herrschaft. Er teilte den ungebrochenen Optimismus seiner Zeit hinsichtlich der Potenziale neuer Technologien zur politischen Integration und gesellschaftlichen Entwicklung. Seine Überlegungen galten dem Ausbau moderner Verkehrssysteme, der Nutzung von Elektrizität als Energieträger und der Erschließung aller verfügbaren Naturressourcen (Ackerland, Bodenschätze, Wasserkraft). Seiner Zeit voraus skizzierte er Wege der internationalen wirtschaftlichen Kooperation, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg die Entwicklungspolitik weltweit prägen sollten.
Die Tagung zeigte: Gerade in der gegenwärtig angespannten Situation zwischen dem Festland und Taiwan ist die Auseinandersetzung mit dem Vermächtnis Sun Yat-sens unverzichtbar.

